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Worte wie Flügel – Wenn Sprache Kinder trägt

– Andrea Auerswald © 2025

Andrea Auerswald

11. Juni 2025

Manchmal braucht es nur einen Blick. Ein leises „Ich sehe dich“. Ein echtes Zuhören. Kinder fühlen viel – und oft mehr, als sie sagen können. Die gewaltfreie Kommunikation lädt uns ein, genau hinzuhören: auf das, was gesagt wird, und auf das, was zwischen den Zeilen schwingt.

Dieser Artikel nimmt dich mit auf einen Weg, der nicht laut beginnt – sondern leise, achtsam, im Alltag. Es geht um Gefühle, um Bedürfnisse und um das große Geschenk, Kinder in ihrem Erleben wirklich zu begleiten. Mit Herz. Mit Sprache. Mit Haltung.


Miteinander in Beziehung treten

Gewaltfreie Kommunikation ist eine Haltung, die auf Verbindung setzt. Sie hilft uns, Kinder in ihren Gefühlen und Bedürfnissen zu verstehen – ohne Strafen, ohne Beschämung, ohne Macht. Im Alltag mit Kindern kann diese Haltung ganz praktisch gelebt werden: durch Zuhören, durch Nachfragen, durch echtes Interesse am Gegenüber.


Was hinter der gewaltfreien Kommunikation steckt

Der Begriff stammt vom Psychologen Marshall Rosenberg. Seine Idee: Wenn Menschen miteinander in Verbindung sind, entsteht Verständigung auf Augenhöhe. Es geht nicht darum, 'richtig' zu sprechen – sondern darum, ehrlich, empathisch und zugewandt zu sein. Im Alltag bedeutet das, Kindern zu zeigen: Deine Gefühle sind in Ordnung. Du wirst gehört. Du bist wichtig. Diese Haltung ist nicht anstrengend – sie beginnt im Kleinen: bei der Art, wie wir fragen, wie wir reagieren, wie wir zuhören.


Gefühle verstehen – Kinder ernst nehmen

Kinder zeigen ihre Gefühle direkt. Manchmal laut, manchmal leise. Jedes Gefühl hat einen Grund – und ein Bedürfnis dahinter.- Wut zeigt: Etwas ist gerade zu viel oder läuft anders, als das Kind es braucht.- Trauer kann heißen: Ich habe etwas verloren, was mir wichtig war.- Angst will sagen: Ich brauche Sicherheit.- Scham zeigt: Ich fühle mich gerade klein oder falsch.- Freude bedeutet: Etwas tut mir gut. Ich bin verbunden.Wenn wir diese Gefühle nicht abwerten, sondern ernst nehmen, entsteht Vertrauen. Das Kind lernt: Ich bin in Ordnung, wie ich bin – auch mit meinen Gefühlen.


Ein Beispiel aus dem Alltag

Ein Kind baut einen Turm – und er fällt um. Es schreit wütend, wirft einen Stein. Statt zu sagen: 'Jetzt reiß dich zusammen!', kann eine Fachkraft sagen: „Du bist wütend, weil dein Turm kaputtgegangen ist. Das war dir wichtig.“So entsteht Verbindung. Das Kind fühlt sich verstanden. Und erst dann wird es möglich, gemeinsam nach Lösungen zu suchen: „Wollen wir einen neuen bauen – oder brauchst du erst eine Pause?“


Gewaltfreie Kommunikation braucht keine Perfektion

Es geht nicht darum, immer alles richtig zu machen. Es geht darum, in Beziehung zu bleiben. Auch Fehler gehören dazu – und die Offenheit, daraus zu lernen. Gewaltfreie Kommunikation bedeutet nicht Nachgiebigkeit, sondern Klarheit mit Respekt. Kinder spüren sehr genau, ob Erwachsene wirklich zuhören. Wenn wir als Fachkräfte oder Eltern bereit sind, mitzufühlen statt zu bewerten, wächst Vertrauen – auf beiden Seiten.


Schlussgedanke – Es beginnt im Kleinen

Ein freundlicher Blick. Eine ehrliche Frage: „Wie geht es dir gerade?“ Ein Moment des Zuhörens. Diese kleinen Schritte machen den Unterschied.Gewaltfreie Kommunikation ist kein zusätzlicher Aufwand, sondern eine Haltung, die unseren pädagogischen Alltag bereichert. Sie schenkt Nähe, Verständnis und Verbindung. Und sie zeigt: Miteinander reden kann der Anfang von echtem Verstehen sein.


Literaturhinweise

- Rosenberg, M. B. (2021): Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens. Junfermann Verlag.- Juul, J. (2017): Dein kompetentes Kind. Beltz Verlag.- Hellwig, M. (2020): Kinder achtsam und liebevoll begleiten. Kösel Verlag.

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