Verborgene Pfade, offene Herzen – Teamsein in bewegten Zeiten

– Andrea Auerswald © 2025
Andrea Auerswald
14. Juni 2025
Wenn Konflikte flüstern statt schreien – warum Teams echtes Zuhören brauchen.
In Teams läuft nicht alles über Worte. Manches bleibt unausgesprochen – und wirkt dennoch. Verdeckte Konflikte entstehen oft leise, zwischen den Zeilen des Alltags. Sie sind keine Störung, sondern ein Zeichen dafür, dass etwas gesehen und gehört werden möchte.
Wie können wir diese leisen Signale wahrnehmen – ohne vorschnell zu urteilen? Wie entsteht ein Klima, in dem Menschen sich zeigen dürfen, statt sich zurückzuziehen?
Dieser Artikel lädt dazu ein, genauer hinzuhören: auf das, was Teams bewegt, was sie brauchen – und wie aus Unsicherheit Vertrauen werden kann. Ein Plädoyer für mehr Herz, mehr Miteinander und die Kraft echter Beziehung in bewegten Zeiten.
Verdeckte Konflikte sind die leisen Töne im Miteinander eines Teams. Sie schreien nicht nach Aufmerksamkeit – sie flüstern. Zwischen den Zeilen. In Pausenräumen. In Blicken, die ausweichen. In Fragen, die nicht gestellt werden. Gerade in pädagogischen Teams, wo Menschen mit großem Engagement, feinem Gespür und hohen Idealen zusammenwirken, entsteht schnell eine dichte Atmosphäre – voller Erwartungen, innerer Bewegtheit und manchmal auch stiller Überforderung.
Diese feinen Schwingungen wahrzunehmen, braucht mehr als ein offenes Ohr – es braucht ein waches Herz. Und die Bereitschaft, nicht vorschnell zu deuten oder zu bewerten. Verdeckte Konflikte sind keine Schwäche. Sie sind Ausdruck innerer Reibung, vielleicht ein Hinweis auf unerfüllte Bedürfnisse, auf unausgesprochene Fragen oder auf Veränderung, die sich ankündigt. Sie wollen nicht bekämpft, sondern verstanden werden. Und erst im achtsamen Hinhören, im aufrichtigen Verstehen, beginnt der Wandel.
Dort, wo ein Team beginnt, sich gegenseitig ernst zu nehmen – nicht nur in der Rolle, sondern als Mensch –, entstehen neue Räume. Räume für Vertrauen. Für echtes Miteinander. Für eine Entwicklung, die trägt, weil sie auf Beziehung gründet.
Aus meiner langjährigen Erfahrung weiß ich: Teams wollen gehört werden. Und nicht nur gehört – sie wollen gemeint sein. Mitgedacht. Mitgenommen. Nicht übergangen. Jedes Team hat seinen eigenen Pulsschlag, eine ganz eigene Dynamik, die nicht in ein Schema passt, sondern gespürt werden will. Es geht nicht nur um Regeln oder Zuständigkeiten. Es geht um Verbundenheit. Um ein gutes Miteinander, das über das Funktionieren hinausgeht.
Wenn es gelingt, einen Raum zu schaffen, in dem Menschen sich zeigen dürfen – mit ihren Fragen, Unsicherheiten, Stärken und Zweifeln –, dann wächst etwas Kostbares: Vertrauen. Offenheit. Und das Gefühl: Wir gehören zusammen. Wir tragen diese Verantwortung gemeinsam. Genau dort, in dieser Atmosphäre, wird Entwicklung möglich – auch und gerade, wenn Konflikte bisher unbenannt blieben.
Wer in einem Team arbeitet, verbringt einen bedeutenden Teil seiner Lebenszeit dort. Diese Zeit verdient es, gut zu sein. Nicht nur effizient, sondern menschlich. Nicht nur organisiert, sondern auch getragen von Zugehörigkeit und Sinn.
Darum lohnt es sich hinzuschauen: Wie geht es den Menschen in ihrem Miteinander? Was bleibt unausgesprochen? Was braucht es, damit Zusammenarbeit sich gut anfühlt – echt, lebendig, verbunden?
Gute Teamarbeit ist kein Zustand, sondern ein Weg. Und auf diesem Weg geht es weniger um Perfektion als um Echtheit. Um einen wertschätzenden Blick. Um das Vertrauen, dass Entwicklung möglich ist – Schritt für Schritt. Gemeinsam.

Literatur und weiterführende Impulse:
- Rosenberg, M. B. (2021): Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens. Junfermann Verlag.
- Cohn, R. C. (2009): Von der Psychoanalyse zur themenzentrierten Interaktion. Klett-Cotta.- Tuckman, B. W. (1965): Developmental sequence in small groups. Psychological Bulletin, 63(6), 384–399.- Schlee, C. (2020): Teams führen
– Teamdynamiken verstehen und gestalten. Beltz Verlag.
- Arnold, R. (2012): Entwicklung durch Konflikt. Lernen im Widerstand. Bertelsmann Stiftung.
- Hellwig, C. & Rampp, B. (2018): Konflikte klären in Teams. Don Bosco Verlag.
Zum Schluss:
„Es sind nicht die großen Worte, die ein Team bewegen, sondern das ehrliche Zuhören, das offene Herz und der Mut, gemeinsam weiterzugehen – Schritt für Schritt.“
– Andrea Auerswald © 2025